Beim Lesen mancher Ebooks wird mir (meistens die weibliche,
seltener die männliche Hauptfigur) anhand eines Spiegels beschrieben.
Es mag ja ein gutes handwerkliches Mittel sein, aber langsam
stört es mich, wenn gleich auf der ersten oder zweiten Seite die Hauptperson
'zufällig' an einem Spiegel vorbeigeht und 'zufällig' auch noch nackt ist. Dann
in schönster, chronologischer Abfolge bei den Haaren beginnt und bei den Füßen
aufhört. *gähn*.
Als besonderes Highlight findet sie sich dann 'zufällig'
just im Moment schön und begehrenswert, sodass die gesamte Beschreibung in
einer erotischen Handlung, in Selbstbefriedigung endet. Dann hat sie aber
wenigstens noch einen Zweck erfüllt. Denn das Ziel erotischer Literatur ist ja
die Anregung des Lesers.
Manchmal findet sie sich aber nicht begehrenswert, und dann
muss ich als Leser von ihrem zu klein oder zu groß geratenem Busen, von den
Fältchen hier und dort oder von einem verkniffenen Gesichtsausdruck lesen.
*stöhn*
Will ich denn wirklich jedes Detail wissen?
Mittlerweile möchte ich dann am liebsten nicht mehr
weiterlesen.
Bei einem Buch, dessen Leseprobe ich mir gönnte, hat sich eine Autorin sogar noch selbst übertroffen. Nach dem anfänglichen nonverbalen Flirt mit dem Spiegel waren plötzlich in den nächsten Absätzen noch mehr Spiegel, und als sei das immer noch nicht genug, fanden sich auch noch Schaufenster für die kleinen täglichen Streicheleinheiten des Egos.
*würg*
Sollte sich das Aussehen einer Figur nicht durch die
Handlung erschließen? Durch Dialoge? In Nebensätzen? Muss gleich alles in einen
Absatz geballt werden? Gleich an den Anfang des Buches? Der Autor/die Autorin
könnte genauso gut immer wieder spärliche Informationen einfließen lassen.
Lange Haare, kurze Haare, kleine Brüste, große Brüste, dick, dünn, es gibt doch
unzählige Möglichkeiten, dem Leser diese Information zu vermitteln.
Ich lese auch Bücher, in denen auf eine ausführliche Beschreibung
ganz verzichtet wird, und ich habe bisher nichts vermisst. Entweder schreibt
der Autor so gut, dass eine Vorstellung seiner Figuren trotzdem möglich ist,
oder er schreibt so gut, dass er diese Infos mühelos im gesamten Text verteilt
hat, und der Leser sie im Prinzip gar nicht wahrnimmt, weil sie integriert
sind.
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