Auf die Frage, welches meiner
Bücher ich am liebsten mag und welches mir beim Schreiben am meisten Spaß
gemacht hat, werde ich kaum antworten können. Jedes hat mir Spaß gemacht, für
jede Geschichte brannte ich gleich stark.
Aber Rubensfalle ist schon
ein besonderes Buch. Sehr weit habe ich mich (damals) damit vorgewagt, wie ich finde.
Dabei hatte ich aber immer nur im Auge, wie es auf mich wirkte. Ich bekam
anfangs trotz der guten Verkäufe kein Feedback. Für keines meiner Bücher. Ich
brauchte schon einiges an Motivation, um den Stift nicht aus der Hand zu legen.
Unter meinen anderen eBooks
fristete Rubensfalle erstmal ein Schattendasein, bis es in die kostenlose
Werbeaktion von Amazon kam.
Dann kamen Feedbacks, und
es fühlt sich schon gut an, wenn Lob für Erotik aus weiblicher Feder überwiegend
von Männern kommt. Meine Zielgruppe -Mann möge mir verzeihen- waren aber zuerst
nur Frauen. Da konnte ich mich gut eindenken und einfühlen. Ich beobachte immer
wieder, dass Frauen zur Erotik gern oder sogar eher übers Lesen den Zugang
finden, während Männer dem Visuellen, Fotos, Filme oder Videos eher den Vorzug
geben. Das ist meine Wahrnehmung, aber kein pauschales Statement.
'Sehr lustvoll und ein
bisschen böse', lautet der Titel einer 5 *****Bewertung bei Amazon. Huch, war
das am Anfang meine Absicht gewesen? Ein 'böses' Buch zu schreiben? Eine böse
Protagonistin zu erschaffen? EinBiest? Ein Luder? Etwas strange
sollte Sybell ja wirklich sein, aber eine Böse? Eine Sadistin gar? So
sah ich sie doch überhaupt nicht. Sie spielte doch bloß ihre Spiele mit Ulla
und Volker. Die eigene Wahrnehmung und die Fremdwahrnehmung decken sich nicht
immer.
Musste ich mir um die verbalen
Ergüsse meiner Fantasie etwa ernsthaft und in Zukunft Sorgen machen?
Böse ist ein Kompliment.
Sybell ist nicht harmlos, und auch nicht nur ein bisschen böse, sondern richtig
ausgekocht. Hinter allem, was sie tut, steckt bewusste Absicht. Sie meint es
nicht gut. Sie trägt sadistische Züge, auch wenn diese eher in den Bereich
psychische Gewalt fallen und wenn sie dabei sogar manchmal liebevoll sein kann.
Sie reizt den Rahmen der Macht über andere wirklich bis zum Letzten aus, ohne
brutal zu sein.
Auch in der Fortsetzung
wird sie nicht lieber, sondern noch experimentierfreudiger.
Wie ist die Geschichte
überhaupt entstanden?
Vor 4 Jahren begann ich
die ersten Zeilen eines Romans und hatte vor, dieses Kapitel in die Handlung
einzubauen. Bis ich feststellte, dass es gar nicht recht zur Handlung passte
und auch viel zu erotisch war. So kam ich auf die Idee, diesen Teil als
eigenständige Kurzgeschichte zu verfassen.
Oft kamen Zweifel und
Fragen: Was bewegt dich, eine solche Story zu schreiben? Welche inneren
Abgründe offenbarst du? Geht Sybell nicht zu weit? Oder gibst du sogar viel zu
viel von dir selbst damit preis? Vielleicht denkt der Leser sogar, du selbst
bist diese gemeine Sybell und hättest alles selbst erlebt, wozu die Ich
Perspektive ohnehin gern verleitet.
Alles Quatsch! Fantasie
ist nun mal die unerschöpfliche Ressource des Autors. Der Krimiautor schildert
auch detailliert manchen Mord und legt nicht nur eine Leiche in den Keller. Es
fließt Blut, es wird gestochen, gequält, verstümmelt.
Auch erotische Fantasien gehören
zur Person des Schriftstellers und sind ein Teil von ihm. Genauso malt auch
mancher Künstler am liebsten Akte und keine Landschaften. Erotik beschäftigt
ihn aus irgendeinem Grund. Wichtig ist nur, dass Autor und Leser Fantasie von
Realität trennen können. Ein Autor/Leser muss diese Fantasien nicht ausleben,
nur weil er darüber schreibt. Ich bin ziemlich tief in meine Fantasie gegangen,
damit eine solche Story an die Oberfläche kommen konnte.
![]() | |||||
RUBENSFALLE Bei Amazon |
Bei der Erotik muss
differenziert werden. Sadisten und Masoschisten bedingen sich gegenseitig, es
geht um Lustgewinn bei ihren Handlungen, wenn sie denn in ihrer eigenen Welt
ausgetragen werden. Das kann die Beziehung, das kann die BDSM Szene sein.
Seitdem gelingt es mir
auch, diese eher als negative, verurteilte Seite anzunehmen und zu ihr zu
stehen, denn sie existiert in meiner Fantasie und trotzdem absolut nicht in der
Wirklichkeit. Ich darf mir erlauben, sie in schriftlicher Form auszuleben, und
ich darf immer wieder Protagonisten erschaffen, die 'böse' sind. Natürlich ist
das auch ein Stück Selbstbefreiung, genau wie bei anderen Autoren, die ihre
'bösen' Helden zum Leben erwecken.
Rubensfalle gibt es auch als Hörerlebnis. Rubensfalle: gelesen von Rena Larf