Meine Bücher

Donnerstag, 26. Juli 2012

Mein 'böses' Buch



Auf die Frage, welches meiner Bücher ich am liebsten mag und welches mir beim Schreiben am meisten Spaß gemacht hat, werde ich kaum antworten können. Jedes hat mir Spaß gemacht, für jede Geschichte brannte ich gleich stark.
Aber Rubensfalle ist schon ein besonderes Buch. Sehr weit habe ich mich (damals) damit vorgewagt, wie ich finde. Dabei hatte ich aber immer nur im Auge, wie es auf mich wirkte. Ich bekam anfangs trotz der guten Verkäufe kein Feedback. Für keines meiner Bücher. Ich brauchte schon einiges an Motivation, um den Stift nicht aus der Hand zu legen.
Unter meinen anderen eBooks fristete Rubensfalle erstmal ein Schattendasein, bis es in die kostenlose Werbeaktion von Amazon kam.

Dann kamen Feedbacks, und es fühlt sich schon gut an, wenn Lob für Erotik aus weiblicher Feder überwiegend von Männern kommt. Meine Zielgruppe -Mann möge mir verzeihen- waren aber zuerst nur Frauen. Da konnte ich mich gut eindenken und einfühlen. Ich beobachte immer wieder, dass Frauen zur Erotik gern oder sogar eher übers Lesen den Zugang finden, während Männer dem Visuellen, Fotos, Filme oder Videos eher den Vorzug geben. Das ist meine Wahrnehmung, aber kein pauschales Statement.

'Sehr lustvoll und ein bisschen böse', lautet der Titel einer 5 *****Bewertung bei Amazon. Huch, war das am Anfang meine Absicht gewesen? Ein 'böses' Buch zu schreiben? Eine böse Protagonistin zu erschaffen? EinBiest? Ein Luder?  Etwas strange  sollte Sybell ja wirklich sein, aber eine Böse? Eine Sadistin gar? So sah ich sie doch überhaupt nicht. Sie spielte doch bloß ihre Spiele mit Ulla und Volker. Die eigene Wahrnehmung und die Fremdwahrnehmung decken sich nicht immer.
Musste ich mir um die verbalen Ergüsse meiner Fantasie etwa ernsthaft und in Zukunft Sorgen machen?

Böse ist ein Kompliment. Sybell ist nicht harmlos, und auch nicht nur ein bisschen böse, sondern richtig ausgekocht. Hinter allem, was sie tut, steckt bewusste Absicht. Sie meint es nicht gut. Sie trägt sadistische Züge, auch wenn diese eher in den Bereich psychische Gewalt fallen und wenn sie dabei sogar manchmal liebevoll sein kann. Sie reizt den Rahmen der Macht über andere wirklich bis zum Letzten aus, ohne brutal zu sein.
Auch in der Fortsetzung wird sie nicht lieber, sondern noch experimentierfreudiger.

Wie ist die Geschichte überhaupt entstanden?
Vor 4 Jahren begann ich die ersten Zeilen eines Romans und hatte vor, dieses Kapitel in die Handlung einzubauen. Bis ich feststellte, dass es gar nicht recht zur Handlung passte und auch viel zu erotisch war. So kam ich auf die Idee, diesen Teil als eigenständige Kurzgeschichte zu verfassen.
Oft kamen Zweifel und Fragen: Was bewegt dich, eine solche Story zu schreiben? Welche inneren Abgründe offenbarst du? Geht Sybell nicht zu weit? Oder gibst du sogar viel zu viel von dir selbst damit preis? Vielleicht denkt der Leser sogar, du selbst bist diese gemeine Sybell und hättest alles selbst erlebt, wozu die Ich Perspektive ohnehin gern verleitet.

Alles Quatsch! Fantasie ist nun mal die unerschöpfliche Ressource des Autors. Der Krimiautor schildert auch detailliert manchen Mord und legt nicht nur eine Leiche in den Keller. Es fließt Blut, es wird gestochen, gequält, verstümmelt.
Auch erotische Fantasien gehören zur Person des Schriftstellers und sind ein Teil von ihm. Genauso malt auch mancher Künstler am liebsten Akte und keine Landschaften. Erotik beschäftigt ihn aus irgendeinem Grund. Wichtig ist nur, dass Autor und Leser Fantasie von Realität trennen können. Ein Autor/Leser muss diese Fantasien nicht ausleben, nur weil er darüber schreibt. Ich bin ziemlich tief in meine Fantasie gegangen, damit eine solche Story an die Oberfläche kommen konnte.

RUBENSFALLE Bei Amazon

Viele leugnen ihre 'dunkle','böse' bzw. 'schwache', masochistische Seite, aber jeder Mensch hat diese Seiten in sich.  In der Gesellschaft  genießt der Schwache, das Opfer das Mitgefühl, und das ist auch gut so, sofern es um kriminelle Handlungen geht.
Bei der Erotik muss differenziert werden. Sadisten und Masoschisten bedingen sich gegenseitig, es geht um Lustgewinn bei ihren Handlungen, wenn sie denn in ihrer eigenen Welt ausgetragen werden. Das kann die Beziehung, das kann die BDSM Szene sein.

Seitdem gelingt es mir auch, diese eher als negative, verurteilte Seite anzunehmen und zu ihr zu stehen, denn sie existiert in meiner Fantasie und trotzdem absolut nicht in der Wirklichkeit. Ich darf mir erlauben, sie in schriftlicher Form auszuleben, und ich darf immer wieder Protagonisten erschaffen, die 'böse' sind. Natürlich ist das auch ein Stück Selbstbefreiung, genau wie bei anderen Autoren, die ihre 'bösen' Helden zum Leben erwecken.


Rubensfalle gibt es auch als Hörerlebnis. Rubensfalle: gelesen von Rena Larf