Meine Bücher

Donnerstag, 6. September 2012

Give me more Sado, Honey





Die Welt befindet sich im erotischen Taumel wegen eines Bestsellers. Wegen einer Trilogie, deren erster und zweiter Teil bereits erschienen sind. Im Oktober noch einmal 600 Seiten. Insgesamt 2000 Seiten, die nie (wirklich nie?) langweilen?
Wie groß das Leiden inzwischen ist, erfährt man täglich bei Twitter, Facebook und Co. Dort weinen sich die User aus, weil sie bis Ende Oktober warten müssen. Bis endlich der dritte Teil der Geschichte des dominanten Grey und Ana, welche ihm verfiel, erscheint.

Es ist seit Jahren Usus, Romane als Mehrteiler in Hinblick auf Verfilmung zu schreiben. Wenigstens ein Dreiteiler muss drin sein.
Joanne Rowling hat diese Tradition zur Blüte gebracht, Harry durfte nicht sterben, und schon damals sah man diese an Schmerz-Lust erkrankten Gestalten mit ihren leidenden Gesichtern in den Buchhandlungen, wenn wieder ein Band erschienen war. Süchtige waren das, die sich zuvor auch noch mit Schlafentzug gegeißelt hatten. Und wenn es auch nur ein Hirnorgasmus war, der sich entlud - immerhin war es einer.

Trilogien und Mehrteiler sind wir gewöhnt. Aber den Herrn der Ringe gab es als Komplettwerk und nicht zerlegt auf Monate. Auf die Idee, die Filmvorlage zu zerlegen und auf drei quälend langsam vergehende Jahre zu verteilen, kam Peter Jackson. Bei Twilight war es genauso.
Die Vorstellung, es könnten Oktologien oder Dodekalogien werden, ist ein Horror-Lustszenario. Zwölf Jahre, wenn pro Jahr nur ein Film in die Kinos kommt. Eine erregende Vorstellung. Eine Dauererektion, die zwölf Jahre dauert. Wahnsinn.
Wenn einen sonst nichts mehr am Leben erhält, so wenigstens die Hoffnung, noch den letzten Teil eines Films erleben zu dürfen. Denn so lange werden wir Konsumenten solcher Bücher und Filme in der Erregungsschleife festgehalten. Das ist Stress pur und Sado schlechthin. Was geht vor in diesen Köpfen, die das Spiel von Tease and Denial mit uns spielen? Sind das nicht sogar Köpfe von Sadisten, die Spaß an der Macht haben?
Die Ohnmacht, Jahre auf einen Film warten zu müssen, ist unerfüllte Befriedigung, Schmerz, Leiden und Begehren und hat damit die Tore zur Welt des Masochismus längst aufgestoßen.
Welch ein Trost wäre es, diese Werke wenigstens schon vorbestellen zu können, so lange sie 12 Jahre lang in zerlegter Form erscheinen. Schade, dass Kinokarten in diesem Zeitrahmen nicht vorbestellt werden können, aber vielleicht entdeckt bald jemand diese Marktlücke.

Das Buch der Bücher – Shades of Grey. Wie konnte die Menschheit bis heute ohne überleben? Es wird auch einen Film (oder Mehrteiler) geben. Die Schauspieler werden schon gehandelt. Hollywood, bitte zeig Erbarmen und lass dieses vollkommene erotische Meisterwerk nicht von Angelina Jolie und Taylor Lautner spielen. Soweit darf nicht einmal Sadismus gehen, aber da der ohnehin von Masochismus abhängig ist, bzw. sich daraus nährt, sollte die Androhung eines Massensuizids wohl zeigen, wozu Masochisten wirklich fähig sind.

Ist es nicht entsetzlich profan, das Beischlafritual nur auf herkömmliche Weise ohne eine Prise Sado zu vollziehen? Einfach nur rein und raus, sich eben noch durch das Kamasutra vögeln oder mal auf dem Küchentisch, dann iss abba gut.
Es darf gern ein wenig Sado/Maso sein, und ehrlich, geht nicht sogar eine ungeheure Faszination von dieser Variante der Lust aus?
Saso/Maso darf sich jetzt outen. Endlich. Endlich darf man im Supermarkt an der Kasse über Shades of Grey und die Sado/Maso Lust reden. Bei Feuchtgebiete' 'Schoßgebete' hat sich das noch nicht jeder getraut. Apropos, wie hieß doch die Autorin dieser Schmuddelwerke noch? Ist nicht wichtig, E.L.James muss sich jeder merken. Endlich darf man sagen, dass einem der Lover in der letzten Nacht mit der Peitsche die höchsten Wonnen bereitet hat. Man darf sagen, wie prickelnd es war, die Klammern an den Brustwarzen gespürt zu haben, an denen er gezogen hatte. Auch ein Utensil – bekannt als Kopierrädchen für Schnittmuster - erfährt seine wahre Bestimmung erst beim Sado/Maso. Wer möchte nicht einmal ausprobieren, in Ketten und Seilen völlig ausgeliefert zu sein? Besser ein wenig Schmerz, als überhaupt kein Gefühl zu haben. Frigidität ist No Go.
Die Muskelpakete haben ausgedient. Der neue Traummann heißt Grey – geheimnisvoll, dominant, intelligent, und wenn er will, so sanft und liebevoll, dass es schmerzt. Nebenbei auch noch reich und ansehnlich. Kann frau einem solchen Mann oder dessen Plagiat widerstehen? Ich habe Zweifel.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen