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Freitag, 31. August 2012

Merkwürdige Zeitgenossen




In meinem Leben als Autorin kommt es des Öfteren vor, dass jemand ein Feedback für seine Texte u.a. möchte.
Es gibt einen Autor, mit dem ich Texte gern austausche und wo Testlesen für beide Seiten ein gewinnbringendes Erlebnis ist. Meine Texte haben richtig viel gewonnen durch diese Hilfestellung. Die größten Fehler, die passieren können und einem Autor durch dessen Betriebsblindheit nicht auffallen, sind Logikfehler. Ein geschultes Leserauge sieht sie sofort und hat einen Aufhänger, der auch mal zu einer üblen Rezi führen kann.
Ohne ein solches Feedback wäre ich beispielsweise mal mit einem Buchcover hereingefallen. Ich fand es passend, aber mir wurde geraten, es nicht zu nehmen, es sei zu plakativ. Ich bin froh, dass ich diesen Tipp befolgt habe.

Umso  erstaunter bin ich, wenn mir dann Fragen gestellt werden, was ich von einer Geschichte, einem Klappentext, einem Interviewtext, einer Rezi, einem Titel halte, ob man das so schreiben könne, was man besser machen könne und die Umsetzung dann gleich null ist …
Denn ich sehe meine Aufgabe darin, mich sofort mit dem Objekt zu beschäftigen, mir Gedanken zu machen, andere Arbeit zur Seite zu legen. Ich lese Texte zweimal, dreimal, damit mir nichts entgeht, und damit ich sie als Gesamtwerk oder zerlegt betrachten kann. Wenn ich mich näher beschäftigt habe, muss ich wieder zurückgehen können, Distanz nehmen und wieder aus einem anderen Blickwinkel schauen. Dieser Aufwand geht von meiner Zeit ab.
Wenn ich dann feststelle, dass meine Anmerkungen überhaupt nicht umgesetzt wurden und Texte nach wie vor so bleiben, dann frage ich mich, was mein Gegenüber von mir überhaupt wollte. Hält er mich für bescheuert? Ist es Trotz? Ich habe ja seinen Text nicht umgeschrieben, sondern nur Tipps gegeben. Wenn jemand ausdrücklich bittet bzw. fragt, kann er mir auch keine Bevormundung vorwerfen..
Oder bin ich zu ehrlich geworden? Zu kritisch? Zu negativ vielleicht?
Nein, ich sehe mit den Augen des Lesers, dessen Zweifel und Ignoranz uns schnell ins Aus befördern können.
Ich bin keine Lektorin. Ich kann mich nur auf meine inzwischen gewonnenen Erfahrungen berufen. Bei meinem ersten Lektorat fiel ich fast in Ohnmacht. Rot leuchteten mir die Anmerkungen entgegen. Schonungslos war aus meinem Text ein anderer geworden, und ich hatte wenig Lust weiterzumachen.
Wie konnte es jemand wagen …
Der Zustand der Starre dauerte zum Glück nicht länger als einen Tag, dann machte ich mich sofort ans Überarbeiten und erkannte viele meiner Schwächen.
Der große Gewinn war, von diesen Schwächen zu wissen und sie jetzt vermeiden zu können.
Zuerst hatte ich selbst Berührungsängste, wagte nicht, fremde Texte auseinanderzunehmen, weil ich sie nicht zerstören wollte.  

Halten sich denn manche wirklich für so gut, dass sie ihre Werke druckreif finden? Das ist schade, denn es gibt nichts, was man nicht noch besser machen könnte. Es wäre schade auch deswegen, weil man an einem Punkt erstarren würde und keine Entwicklung sichtbar wäre.

Wenn dann Leser in Rezis bei diesen 'Ignoranten' genau die Dinge bemängeln, die mir schon auffielen, dann genieße ich eine stille Genugtuung.

Ich erlebe auch, dass auf meine Antworten überhaupt keine Reaktion kommt, was ich zutiefst unhöflich finde. Ich kenne das Verhalten aus Foren, aber hier geht es nicht um den Austausch im Forum.
Mit meinem Wissen und meinen Erfahrungen stehe ich deswegen gern zu Verfügung, oder besser gesagt stand ich immer gern zur Verfügung. Jetzt kommt nur noch ein ausgewählter Kreis in den Genuss. Denn ich muss keine Energie sinnlos verschleudern. Ich setze sie dort ein, wo sie geschätzt wird. Wo ich auch ein Danke höre. Ich hoffe, diejenigen wissen das und fühlen sich nicht angesprochen. Es gibt eine Handvoll Menschen im Netz, die mir wichtig sind, manche davon sind mir näher, als andere im realen Leben es je werden könnten.

 Ich lerne immer besser, die Spreu von Weizen zu trennen, und Zeiträuber habe ich genug.


2 Kommentare:

  1. *grinstvorsichhin
    Wahrscheinlich erwarten einige von ihnen, dass Du dankbar auf die Knie fällst, weil Du ihren Text lesen durftest.
    Andere wiederum fühlen sich auf den Schlips getreten, weil Du an ihrem fabelhaften Werk auch noch was auszusetzen hast.

    Wie Du weißt, habe ich mich ziemlich aus dem Netzwerk zurück gezogen. Immer wieder gibt es Menschen, über die man sich ärgert oder die einen verletzen. Ich habe meine Lehren daraus gezogen. Dafür ist mir meine Zeit zu schade.
    Einige mag ich wirklich gern (so wie Dich), und auch wenn ich nicht immer da bin, versuche ich doch, den Kontakt zu ihnen zu erhalten.

    Lass Dich nicht ärgern! Du bist auf dem richtigen Weg ;o)

    LG Conny

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  2. Zum Glück ist es nur Wundern und kein Ärgern :) Meistens freue ich mich, dass es überwiegend nette Leute(so wie dich) unter uns Autoren und sonstigen Menschen bei Twitter, FB und Co gibt. Das kann auch keine negative Erfahrung mehr zerstören. lg Florella

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